Essen immer vor der Nase!

Die gemütliche Küche vorher

Ich habe bzw. hatte bis Juni eine „Wohnküche“. Das Wort soll glaube ich eine Küche bezeichnen, in der man sich nicht nur zum Vorgang des Kochens und Essens aufhält, sondern auch sonst gemütlich sitzen kann. Und das habe ich intensiv getan!

Vor allem während der 3 Jahre, in denen mein Wohnzimmer unbetretbar war, habe ich die Wohnküche genossen. Es gab dort einen robusten grossen Esstisch, den ich bei Einladungen immer mit den 2 Extraplatten verlängert habe. Ich habe öfter Freunde eingeladen und es waren immer sehr schöne Abende miteinander. 

Letztes Jahr lebte ich in Buenos Aires in einer tollen Wohnung mit Dachterasse. Sie hatte ein Schlafzimmer mit Bürotisch. Und ein grosses Zimmer, in dem eine offene Küche war, daneben eine Ecke mit Esstisch und Stühlen, und daneben Sofas, Sessel, Sofatisch und Fernseher. Ich fand das richtig toll und ideal. Die Küche hatte zwar keine Wand, war aber doch abgetrennt durch eine bauchhohe Schrankzeile. Ich sass aber inmitten der grossen Küche mit meiner Bank und dem Esstisch.

Vor ein paar Jahren hatte ich mir bei Freunden etwas abgeguckt, wo es besonders gemütlich aussah: ich kaufte mir eine graue Lederbank im Möbelhaus meines allerersten Chefs gekauft. RIP Michael Eck. Michael hatte früher den Plattenladen Tractor, die Nr. 1 in Hamburg, und ich jobbte dort als Schülerin. Völlig unbeeindruckt von dem Hype um das boomende Schallplatten Geschäft und zeitweise auch um mich, wenn ich abends in die gängigen Läden ausging. 

Die Bank heisst Jessy und ich mag sie sehr, sie war seit Jahren gemütlich. Aber nun soll sie weg. Warum? Weil der grosse Küchentisch nicht mehr in der Küche steht. 

Während einer meiner Reisen stellte ich in Abwesenheit fest, dass ich viel zu viel Zeit in der Küche verbringe. Und dabei besonders „nach Feierabend“ – und nach dem Abendessen – dann auch mehr esse, als nötig ist, hier gesnackt, da gesnackt. Weil ich mittendrin sitze im Essen! Um mich herum alles mit drei Schritten zugreifbar. 

Ich sass dabei gemütlich auf dem Sofa und meist auch an dem Tisch, Arme draufgestützt, Dinge draufliegend, Handy, und las, schrieb, editierte Videos. Teilweise deswegen, weil grosser mein Büroschreibtisch zu voll ist mit Dingen, ich die Leere des Küchentisches liebte. 

Aber auf dem Tisch lagen und standen auch Dinge „rum“. Leuchter, kleine „Teilchen, Dekoration halt, die mir gefiel. Immer mal etwas anderes Liebgewonnenes stellte ich mir auf. Das sah richtig schön aus, war sehr gemütlich. Seltener lag zu Lesendes dort drauf. 

Der Cut!

Ich beschloss, dass ich die Küche nur noch zum Essen benutzen möchte.

Ich hatte ja schliesslich auch noch ein tolles Wohnzimmer, in das ich mich gar nicht mehr begab, auch als es wieder frei und schön hergerichtet war dieses Jahr. Nach der besagten Reise schraubte ich den robusten Esstisch auseinander, damit er durch den Flur passte, hinüber ins Wohnzimmer.

In die Küche kam ein kleiner vorhandener Balkontisch, mit Tischdecke, ein Ikeastuhl und ein weiterer vom Bauernhof dazu. Ich fand es grossartig, dass ich nichts Neues kaufen musste. Es passen ein Set, Serviette, Kerzenständer, kleine Deko darauf, ich blicke auf den Balkon und ins Grün, perfekt. Der Stuhl könnte bequemer sein, aber ich will da ja nur zum Vorgang des Essens sitzen. Für länger finde ich den Retro geerbten roten Ikeastuhl meiner Mutter nicht bequem. 

An sich also perfekt, Ziel erreicht. Das war im Juni. Aber es tat mir weh, dass ich meine so gemütliche Wohnküche, einen Teil meines Wohlfühl-Zuhauses, zerstört hatte. Ehrlich gesagt finde ich die neue Tisch/Stuhl Kombi noch ein bisschen trostlos. Mal sehen, was mir da noch einfällt, um den Essplatz in der Küche einladender zu gestalten, ohne wieder auf gross umzusteigen. Im Sommer bin ich viel unterwegs, im Winter am liebsten zuhause im Dunkeln. Mal sehen, wie ich das um die Weihnachtszeit finde, wo ich zuvor immer gemütlichst mit viel Beleuchtung in der Küche sass abends. 
Bis dahin sollte ich mein Wohnzimmer aka Kreativzimmer wohl fertig haben! 

Ich liebäugel bereits mit einem neuen kleinen Bistrotisch mit den Maßen 60×60 cm, und werde mir wohl auch einen bequemen Stuhl dazu bzw. zwei kaufen irgendwann.

Was ich aber genoss und geniesse, ist der grosse freie Platz in der Küche! Besonders im Sommer, denn der Balkon davor ist mein extra Zimmer, mein Aufenthaltsort während der Sommermonate. Die Tür ist meistens geöffnet tagsüber wenn ich zuhause bin, weit bis in den September hinein. 

Ich liebe freie Bodenflächen! Mehr davon in meiner Wohnung bitte. 

Die Küche bekommt aber in den nächsten Wochen des MAKEOVER2025 Prozesses auch noch mal zwei Wochen alleinige Widmung. Vor meiner Professional Organizer Karriere hatte ich vor Jahren ca. 50% des Geschirrs aussortiert und verschenkt. Von meiner verstorbenen Mutter kam danach so gut wie nichts dazu, auch das verschenkte ich alles, teils wertvolle Dinge. 

Ach und das mit den Einladungen, das geht nun gar nicht mehr. Eine Person, mehr passt nicht ausser mir an das Tischchen, wenn überhaupt. Okay, ich kann noch was aufklappen, aber grundsätzlich habe ich die Einladungen eingestellt letztes Jahr. Weil ich die einzige war, die eingeladen hat, zig Jahre lang. Zum Schluss sogar mit Themenabenden, was mir (und auch meinen Gästen) richtig viel Spass machte. Adventsbacken, Argentinischer Grillabend, Norwegische Spezialitäten… schöne Erinnerungen. Viele viel Jahre habe ich mir gesagt, dass das auch einseitig okay ist, weil es mir so viel Freude macht, und auch nicht teurer ist insgesamt, als wenn ich essen gehe mit Freunden. Ich habe dabei auch sehr genossen, wie harmonisch meine Gäste miteinander waren und wieviel Spass sie hatten. Mit dem Stop der Essenseinladungen von mir lösten sich auch diese Verbindungen in Wohlgefallen auf. Offensichtlich waren die Bemühungen einseitig gewesen, und dazu hatte ich einfach plötzlich keine Lust mehr. Nach einer mehrmonatigen Zeit der Trauer über den Kontaktverlust war ich froh. Froh erkannt zu haben, wem ich gar nicht wichtig bin. Ich habe mich von einseitigen Freundschaften verabschiedet und das tat weh. Der Schmerz verging, ist längst geheilt, und ich habe dazu gelernt dabei. Seitdem habe ich grosse Träume umgesetzt und dabei an anderen Orten viel Zeit verbracht. 

Was ist nun mit dem Küchentisch passiert? Und mit der Bank?

Den Küchentisch baute ich sogleich in meinem Wohnzimmer auf. Dort war ja jetzt sehr sehr viel Platz, denn ich hatte nacheinander die beiden Schlafsofas verschenkt. Der gemütliche Sessel meiner Grossmutter war wieder an seinen Stammplatz im Badezimmer (!) zurück gewandert, wo er seit Jahren viel frequentiert stand.

Zu dem Küchentisch gehört die bequeme graue Lederbank, beides hatte genug Platz im Wohnzimmer. Aber wie das aussah! Nee! Auf keinen Fall! Der Esstisch sah im Wohnzimmer aus wie ein Riesen Trumm, ein Koloss, völlig fehlt am Platze. Und wozu auch, was sollte ich da machen? Ich habe einen riesigen von zwei Seiten zu nutzenden Schreibtisch und einen Esstisch. Wozu ein hoher Tisch im Wohnzimmer? Ich habe ihn sofort ganz auseinandergeschraubt. Er steht in Einzelteilen auf dem Dachboden. 

Nun steht im Wohnzimmer noch einsam die Bank, von der ich mich an sich gar nicht trennen möchte. So weit hatte ich nicht gedacht bei dem Plan, den Esstisch aus der Küche zu nehmen! Und nun?

Ich denke, ich werde die Bank weggeben, auch wenn ich sie schön finde. Sie steht im Wohnzimmer an einer Wand, aber da setz ich ich so nicht drauf. Ohne Tisch ist das so ein bisschen wie eine sehr gemütliche Flurbank für Personen zum Warten. Also auf keinen Fall für meine Wohnung von Nutzen.

Was gegen eine Wohnküche spricht
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